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Lesen: Harry Potter sorgt für Umbruch
in Literatur 25.10.2007 17:44von Susasami • Admin - Das Hausekel ;) | 2.476 Beiträge
Harry Potter sorgt für Umbruch
HINTERGRUND: Auch nach dem Abschluss der Romanreihe wollen Schüler weiter Bücher lesen - weshalb viele neue Titel erscheinen
Von unserem Redaktionsmitglied Tobias Grauheding
Sebastian strahlt: In der Mannheimer Kinder- und Jugendbibliothek hat er ein Exemplar von "Tintentod" ergattert und kann es kaum erwarten, den Abschluss von Cornelia Funkes Roman-Triologie zu lesen. "Die Tintenwelt ist echt spannend, da passiert viel mit Magie, und so ist alles anders als in der Wirklichkeit", erzählt Sebastian. Der 13-Jährige ist eine wahre Leseratte. Regelmäßig holt er sich Nachschub in der Bücherei. Am besten findet er fantastische Abenteuer, die andere Jugendliche erleben. Und so folgt Sebastian einem seit Jahren zu beobachtenden Trend.
Denn der Achtklässler hat, wie viele andere, schon in der Grundschule "Harry Potter" gelesen, ist seither von Parallelwelten fasziniert und findet Lesen "einfach super". Über das, was "Harry Potter" ausgelöst hat, dürfen Lehrer, Eltern, Kulturfreunde, Autoren und Verlage jubeln. Kinder und Jugendliche greifen wieder verstärkt zu Büchern; und zwar nicht nur zu den Abenteuern des Schülers am britischen Zauberinternat Hogwards, die am kommenden Samstag, mit dem Erscheinen von "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes", nun auch auf Deutsch in die letzte Runde gehen.
Kinder- und Jugendbücher haben sich in den vergangenen Jahren einen festen Stellenwert in der Branche erarbeitet, berichtet Anja zum Hingst vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Der Umsatzanteil habe im Jahr 2006 mit 9,1 Milliarden Euro bei 13 Prozent gelegen. 1990 waren es noch fünf Prozent. Die Ursache für diesen sprunghaften Anstieg liegt nicht nur bei den 25,2 Millionen "Harry-Potter"-Büchern, die der Carlsen-Verlag zwischen 1998 und heute verkauft hat. Es kommen immer mehr neue Kinder- und Jugendbuchtitel auf den Markt. Aus einer Übersicht, die der Börsenverein für diese Zeitung zusammengestellt hat, geht hervor, dass 1990 noch 2300 Kinder- und Jugendbuchtitel erschienen sind, 1995 waren es 3100, im Jahr 2000 bereits 3700 und im vergangenen Jahr erschienen 6700 neue Werke.
Dass allein "Harry Potter" für den Umbruch in diesem Literatur-Segment verantwortlich wäre, vermögen Branchenkenner nicht zu sagen. Doch "sehr viele Kinder, die zuvor nicht gelesen haben, sind durch ,Harry Potter' an andere Literatur gekommen", sagt zum Hingst. Das bestätigt auch Bettina Harling, Leiterin der Mannheimer Kinder- und Jugendbibliothek: "Harry Potter hat einen Mitnahmeeffekt ausgelöst." Spätestens bei der Rückgabe des letzten Bandes werde oft gefragt, was man denn noch lesen könne. Meist würden andere Fantasy-Titel gewünscht. Daher hat sich der Buchmarkt auch in diese Richtung verändert. Vor einigen Jahren noch habe es fantastische Literatur fast ausschließlich für Erwachsene gegeben - von Ausnahmen wie den auch schon sehr erfolgreichen Jugendbüchern von Michael Ende einmal abgesehen. Jetzt herrsche ein wahrer Boom bei Angeboten für Kinder.
Die Stiftung Lesen in Mainz, die 1988 zum Zweck der Leseförderung gegründet wurde, ist von dieser Entwicklung begeistert: "Das Harry-Potter-Fieber ist ansteckend", erklärt Leseforscher Bodo Franzmann. Ähnliche Literatur-Erfolge habe es bislang nicht gegeben. Wirklich große Begeisterung hätten zuletzt nur Michael Endes "Unendliche Geschichte" im Jahr 1979 und "Sofies Welt" von Jostein Gaarder (1993) ausgelöst. Den Erfolg von "Potter" kann Franzmann erklären: "Die Bücher beinhalten Fantasy, Abenteuer und Spannung. Das sind genau die Elemente, die Kinder lieben. Die Mischung ist einfach perfekt." Im Umkehrschluss lasse sich damit auch erklären, warum die in der Schule gelesene Literatur eher schlecht ankomme. Da handele es sich meist um erzählende Sachbücher. "Und genau das mögen Kinder nicht", meint Franzmann. Es sei schon eine Abnahme der Leselust während der Grundschulzeit festzustellen, da Stoff angeboten werde, der "nicht interessiert".
Außergewöhnlich an "Harry Potter" sei, dass er Jungen und Mädchen gleichermaßen fasziniert. Zwar gelten Jungs generell als Lesemuffel. Doch dafür lesen sie wesentlich mehr Fantasy-Geschichten, erklärt Franzmann. Während der Carlsen-Verlag in Hamburg keine Angaben zur Geschlechter- und Altersstruktur der Leser machen möchte, geht auch Klaus Willberg, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen und Geschäftsführer des Thienemann-Verlags in Stuttgart, davon aus, dass "Harry Potter" das geschlechterspezifische Leseverhalten verwischt. Das liege vor allem an männlichen Vorbildern, die auch Jungen zum Lesen bringen: "70 Prozent der ,Harry-Potter'-Leser sind Erwachsene. Wenn ein Mann in der S-Bahn darin liest, ist das cool. Dann wollen die Jungs das auch lesen." Schließlich sei es auch nachgewiesen, dass Jungen viel eher schmökerten, wenn ihnen von ihren Vätern statt ausschließlich von den Müttern vorgelesen werde.
Glaubt man einer Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Pricewaterhousecoopers (PwC), hat die Reihe durchaus dafür gesorgt, dass Kinder und Jugendliche auch in Zukunft lesen werden. Zwar seien die meisten traurig über das Ende. Aber 92 Prozent wollen künftig andere Bücher lesen. Nur zwei Prozent glauben, ohne Harry "weniger Lust zum Lesen" zu haben.
Quelle Morgenweb.de
cu
Susa
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