#1

Der Drache und der Ritter

in Fantasy FanFiction 18.04.2003 13:52
von Selec

Pinky Brain:

Der Drache und der Ritter (keine Fanfiction)
Unglaubliches
1 Stimme

© Stefan Brunk 2 Seiten


Einst, als die Welt noch jung war, lebte tief unter der Erde ein mächtiger Drache. Seiner Friedfertigkeit zum Trotze, hatten sich nur wenige Menschen jemals in seine Nähe gewagt. Denn er war der Avatar, der gewaltigste und mächtigste aller Drachen auf dieser Welt. Seine Schwingen reichten von einem Ende der Grotte bis ins Andere und wenn er einen Schritt tat, ließ es den Boden unter seinen Pranken erbeben.
Noch nie, soweit er denken konnte, hatte er seine Höhle verlassen und das Licht der Sonne erblickt. Er hielt es für unnötig. Ein Ritter kam ihn jeden Tag besuchen, um ihn von der Welt außerhalb zu berichten. Er war der beste und der einzige Freund des Drachens.
Der Ritter betrat die Höhle und legte wie jeden Tag sein Schwert und den Helm seiner strahlenden Rüstung beiseite.
„Sag mir, was hat sich heute auf der Welt verändert?“, fragte ihn der Drache mit seiner grollenden Stimme.
Und wie jeden Tag erzählte ihm der Ritter von den Kriegen die sie führten, von den Menschen die für ihre Verbrechen hingerichtet wurden. Manchmal berichtete er von den Geschicken der großen Königshäuser oder er gab eine Geschichte wieder, die er am Abend zuvor in der Taverne gehört hatte.
Oft sank der Kopf des Drachens zu Boden, und er flüsterte zu sich selber: „Sie töten einander und führen Krieg. Ihr Hass scheint das einzige zu sein, was ihnen wichtig ist. Wieso sind die Menschen nur so dumm?“
„Macht es dich traurig?“, fragte er Ritter.
„Ja“, antwortete der Drache: „da ich nichts dagegen unternehmen kann. Zu machtlos sind wir.“
Und so verging ein weiterer Tag wie viele andere auch.

Nichts änderte sich im Laufe der Jahre. Immer und immer wieder kam der Ritter und berichtete dem Drachen die Geschehnisse auf der Welt.
Eines Tages jedoch, geschah etwas unvorhergesehenes. Der Ritter machte eine unbedachte Bemerkung, die den Drachen ärgerlich stimmte. Er antwortete, indem er den Ritter beleidigte und sich über ihn lustig machte. So gerieten sie in einen furchtbaren Streit. Keiner von ihnen ließ nach, und so entbrannte ihre Auseinandersetzung immer heftiger. Beide wollten, das der andere seine Schuld eingestand.
In seiner Wut griff der Ritter nach seinem Schwert und ging damit auf seinen Freund los. Der mächtige Drache jedoch wusste sich zu wehren, und so entbrannte ein nie da gewesener Kampf, der die Erde in ihren Grundfesten erbeben ließ. Beide waren bereit, für ihren Stolz bis zum Tode zu streiten. Der Drache sah sich in die Enge getrieben und so sprach er einen seiner mächtigsten Flüche aus. Der Ritter wurde versteinert und er verlor den Kampf damit.
Anfangs war der Drache glücklich über seinen Sieg. Er verspottete den Ritter, als ob er es immer noch hören könnte.
Im Laufe der Jahre stellte der Drache jedoch fest, wie sehr es ihm fehlte, sich mit jemanden unterhalten zu können. Zum ersten Mal in seinem langen Leben spürte er die Einsamkeit in seinem Herzen und er wünschte sich, der Ritter würde aus seinem Schlaf erwachen.
Jedoch konnte nichts und niemand seinen Fluch brechen.
In seinem Schmerz legte er sich neben den Ritter und wachte fast dreitausend Jahre lang über seinen Freund.
Der Drache dachte viel über sein Leben nach und was er daran ändern würde wenn er die Gelegenheit dazu hätte. Schließlich aber sah er ein, das es zu spät war. Alles Geschehene konnte er nicht mehr ändern.
Als er nach so unendlich lange Zeit jene Erkenntnis fasste erwarte der Ritter schließlich aus seinem Schlaf.
Er hatte den Drachen für seine Taten vergeben und so fragte er: „Sag mir Drache, was ist geschehen, als ich geschlafen habe? Was hat sich in der Welt verändert.“
Der Drache sah ihn nachdenklich an und meinte: „Ich weiß es nicht genau... Aber eigentlich bin ich mir sicher, das sich nichts verändert hat. Die Menschen führen weiter Krieg und töten einander, so als ob es alles wäre was ihrem Leben einen Sinn gibt.“
„Bist du traurig darüber?“, fragte ihn der Ritter.
„Nein, da ich nichts dagegen unternehmen kann. Zu machtlos sind wir.“
Er überlegte kurz, und sah auf den Ausgang seiner Höhle.
Dann grollte er: „Wir können nichts an den Menschen ändern die uns umgeben. Niemals könnten wir sie zwingen, von dem abzulassen was sie tun. Wenn jedoch nur du und ich etwas aus dem Geschehenen gelernt haben, dann ist dies alles bedeutungslos. Wir können jeden Wiederstand überwinden, der sich uns entgegenstellt und wir können alles tun was wir zuvor nie für möglich gehalten hätten.“
Mit jenen Worten verließen sie die Höhle um sich gemeinsam die Schönheit der Welt anzusehen...


zuletzt bearbeitet 18.04.2003 13:53 | nach oben springen



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