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Gewalt in Computerspielen als Verkaufsargument?

in Allgemein & News 09.05.2008 20:44
von Gohan • Schreiberling | 646 Beiträge

Podiumsdiskussion auf der Quo Vadis über Gewalt und Computerspiele

Gewalt in Computerspielen - wie groß ist das Problem, wer trägt Verantwortung, wer kann was tun? Auf der Entwicklerkonferenz 2008 ging es in einer großen Podiumsdiskussion um Jugendschutz, Moral und die Bevormundung von erwachsenen Bürgern.
Khalil Böller, Stuttgart

Keine Tagung im Bereich Computerspiele ohne das Thema Gewalt und Jugendschutz. Auch auf der Entwicklerkonferenz in Berlin traf sich dazu eine Runde. Wo mancher vielleicht den müden Austausch alter Argumente erwartet hatte, ging es unter Moderation von André Peschke, dem Chefredakteur des Spieleportals Krawall.de, ausgesprochen lebhaft zu. Peschke hatte im Vorfeld seine Leser befragt. Immerhin 14 Prozent hatten der Aussage "Ich spiele nur wegen der Gewalt" zugestimmt. So berichtete Khalil Böller, Spielehändler aus Stuttgart, aus seiner täglichen Praxis: "Eine sehr brutale Szene mit Call of Duty 4 mit einem Helikopter wurde bei uns viel diskutiert, und es gab nicht gerade wenig Kunden, die bei uns im Laden waren und gesagt haben, das wäre doch super."

Im Publikum und auf dem Podium waren einige nicht einverstanden mit dem, was eigentlich als Schutz von Kindern und Jugendlichen gemeint ist, oft aber wie eine Bevormundung erwachsener Bürger ankommt. Das gilt nach Böllers Erfahrung sogar für Eltern: "Es ist schon schwierig, wenn eine Mutter zu mir kommt und Call of Duty 4 kaufen möchte. Wenn wir dann sagen, dass das für ihren zehnjährigen Sohn eher nicht geeignet ist, passiert es dann, dass sie sagt: 'So eine Unverschämtheit, die möchten mir vorschreiben, was ich zu kaufen habe'".

Gunnar Lott vom Münchener IDG Entertainment Verlag und ehemals Chefredakteur der Zeitschrift Gamestar, kann das bestätigen: "Wir haben einmal die Moral in die Wertung einfließen lassen, beim Vietnamspiel Shellshock von Eidos. Das haben uns dann auch die Leser ziemlich um die Ohren gehauen. Wir haben das nie wieder gemacht, weil das Wertungssystem nicht dafür gebaut ist." Für ihn ist Gewalt nicht nur eine Frage des Jugendschutzes, sondern auch der Moral: "Nutzlose Gewalt gegen Unschuldige, die nicht sanktioniert wird, ist für mich die ethische Grenze."

Auch Marc Homayounpour, Onlinemarketing-Manager von Ubisoft, sieht das Problem: "Gewalt ist ein Verkaufsargument, sonst würde sich etwa ein Call of Duty nicht so verkaufen". Er sieht aber auch, dass sich der Umgang mit Gewalt in den Computerspielen ändert. "Es kommt immer öfter vor, dass man für seine Taten in Spielen bewertet und bestraft wird", berichtet Homayounpour. "Bei FarCry 2 wird es Karma-Points geben - je rücksichtsloser man sich verhält, desto schwieriger wird es sein, das Spiel zu lösen." Die Vorgaben des Jugendschutzes würden bei Ubisoft strikt beachtet: "Wir bringen keine Spiele ohne USK-Freigabe in den Handel. Wir müssen das Jugendschutzgesetz unterstützen, alles andere macht keinen Sinn." Auch die von vielen geforderte Aufklärung der Eltern über Computerspiele findet er wichtig. Im Weihnachtsgeschäft 2007 etwa wurden in einer groß angelegten Aktion Informationsbroschüren direkt in den Computerspieleabteilungen großer Kaufhäuser verteilt.

Gabriel Hacker von RTL Games weist darauf hin, dass gewalthaltige Inhalte und der von vielen Herstellern ins Visier genommene Massenmarkt nicht zusammenpassen: "Je mehr Gewalt ich in ein Spiel packe, desto spitzer ist die Zielgruppe und desto weniger kann ich verkaufen." (ps)

Quelle: Golem.de


cu
Gohan

"In all my Life ( my family included) I met people who know very well, how it is to survive in war and the time after. For those people the war was and IS not a Game and not Fun. They suffer till this day on account of the war. Germans and foreign a like. Because of this I don't like War Games very much!" - S.Hänsgen - April 2010

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