Ein schlechtes Ergebnis beim Intelligenztest galt bislang als kaum verbesserbar. Nun haben Forscher herausgefunden, dass sich bestimmte Formen der Intelligenz doch trainieren lassen.
Die „Kern-Intelligenz“ kann durch Training gesteigert werdenIntelligenz lässt sich in zwei verschiedene Komponenten unterteilen: Die sogenannte „fluide Intelligenz“ ist für das Lösen neuartiger Probleme zuständig und gilt für Lernprozesse als besonders wichtig, weil sie es ermöglicht, sich an veränderte Situationen anzupassen. Sie wird auch als „Kern-Intelligenz“ bezeichnet und korreliert mit dem Kurzzeit- oder Arbeitsgedächtnis. Die zweite Komponente, die „kristalline bezieht sich hingegen auf den Gebrauch von Wissen, Erfahrungen und Fähigkeiten und entspricht damit eher dem Langzeitgedächtnis.
Spezielles Übungsprogramm
Bisher war man davon ausgegangen, dass sich zwar Wissen und Fertigkeiten steigern lassen, die fluide Intelligenz aber angeboren und unveränderbar ist.
Jetzt konnte ein Team von Psychologen um Walter Perrig von der Universität Bern beweisen, dass das nicht stimmt: Die Forscher entwickelten ein kognitives Übungsprogramm, mit dem sich die fluide Intelligenz nachweisbar verbessern lässt. Versuchspersonen mussten zunächst einen Vortest zur Erfassung ihrer fluiden Intelligenz machen. Anschließend trainierten sie mit dem Programm acht, 12, 17, oder 19 Tage lang ihr Arbeitsgedächtnis, indem sie verschiedene komplexe Ausgaben lösten.
Am Ende der jeweiligen Trainingseinheiten wurde die fluide Intelligenz der Versuchspersonen erneut getestet und mit den Leistungen untrainierter Probanden verglichen. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass zwar auch die fluide Intelligenz der untrainierten Versuchspersonen durch den Übungseffekt leicht angestiegen war, die Leistung der speziell trainierten Gruppen aber viel stärker war und mit zunehmender Trainingszeit größer wurde. Diejenigen Probanden, die 19 Tage lang mit dem Übungsprogramm trainiert hatten, wiesen die höchste Steigerungsrate bei der fluiden Intelligenz auf.
Verbesserung der Gehirnprozesse
„Interessant dabei ist, dass die Aufgaben des Trainingsprogramms sich völlig unterscheiden von denen des fluiden Intelligenztests“, sagte Forschungsleiter Walter Perrig in einer Pressemitteilung der Universität Bern. „Wir gehen davon aus, dass ein Transfer von den im Arbeitsgedächtnis trainierten Prozessen auf die Intelligenz stattfindet – dass also unser Programm Prozesse im Gehirn verbessert, welche für die Aufgabenlösung in vielen Bereichen relevant sind.“
Von ihren Ergebnissen, die im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Scienes“ veröffentlicht wurden, versprechen sich die Psychologen neue Ansätze für die Intelligenztheorie. Zudem ließen sich durch den Einsatz entsprechender Übungsprogramme Denkleistungen im Alltag verbessern. Diese könnten etwa in Schulen, im Berufskontext oder in der Rehabilitation eingesetzt werden. ame/ddp
quelle: Focus Wissen